Jahresthema
Recasted Relations
Exhibit 2023
Die letzten Jahre waren von der Suche nach einem neuen Umgang mit der Welt und uns selbst geprägt. Dem Bestreben, nach Auswegen aus den Mechanismen einer neoliberalen Gesellschaft zu suchen, in dem die Idee ständiger Optimierung und Beschleunigung – die „Naturgesetze des Anthropozäns“ (Lyotard) – vorherrschen und die starke Individualisierung des Menschen ihn in zunehmende Selbstentfremdung führt. Daraus resultierte in der zeitgenössischen Kunst eine verstärkte Analyse der anthropozentrischen und kolonialen Bedingungen der Gesellschaft sowie eine Reflexion auf die Verwundbarkeit und Verletzlichkeit (Butler) des Menschen und der Umwelt. Der Wunsch nach einem neuen Gemeinschaftsgefühl mit menschlichen aber auch nicht-menschlichen Lebensformen ist präsenter denn je.
Das Motto Recasted Relations steht im Jahr 2023 als Überbegriff für Ausstellungen, die sich gleich konkreter Fallstudien, spezifischen Bereichen des alltäglichen Lebens annehmen. Sei es das menschliche Schlafbedürfnis oder die Migration von Pflanzen: sie werden als Beispiele unseres Lebensvollzugs aus historischer wie politischer Perspektive analysiert. Auffällig ist in der Auseinandersetzung jedoch auch das Moment der Fürsorge, über das die Bewusstmachung alternativer Sicht- und Beziehungsweisen gelingt.
Die Ausstellung Sleepy Politics rückt ab März die Tatsache in den Fokus, dass der schlafende Körper in der neoliberalen Ideologie als träge Antagonisten des sonst so arbeitstüchtigen Körpers gilt, obwohl Menschen ein Drittel ihrer Lebenszeit schlafend verbringen. Das macht deutlich wie sehr das menschliche Schlafbedürfnis von sozialen und ökonomischen Zugängen des wachen Lebens abhängig ist. In der von Francesca Romana Audretsch und Lotti Brockmann kuratierten Ausstellung wird der Schlaf hingegen zum Akteur und als aktiver Schauplatz politischer Verhältnisse und einer Praxis des Widerstands verhandelt. Es entsteht ein Raum, in dem Fragestellungen nach der emanzipatorischen Gestaltung des Zusammenlebens unter den Bedingungen sozialer, ökologischer und politischer Krisen gestellt wird.
Bordering Plants geht als Ausstellung unserem gesellschaftlichen Umgang mit Pflanzen nach. Im Fokus steht für die Kurator_innen Carmen Lael Hines, Adam Hudec und Roberto Majano die Domestizierung und Inkubation natürlich wachsender Flora in anthropozentrische Lebensarrangements und damit der kolonialer Prozess ihrer Extraktion. Ausgehend von einem historischen Blickwinkel werden über die Verknüpfung der Bereiche von zeitgenössischer Kunst, kritischer Theorie und Architektur- und Designpraxis Pflanzen als Objekte, Typologien und Taxonomien untersucht. Grundlegend ist dabei auch der von Ros Gray und Shela Sheikh formulierte, emanzipatorisch weitergefasste Impetus und der Aufruf zu einer „recasted relation“: „plants are the most instrumentalised of all forms of life, degraded and overlooked – rethinking our relationship with them must be understood as part of a wider rethinking of our relationship with each other.”

Exhibit Galerie
Schillerplatz 3
1010 Wien
Sleepy Politics: How to learn about conviviality and alternative life forms through sleep
22.3.–21.5.2023, Eröffnung: 21.3.2023, 18–22 h
Eine Ausstellung kuratiert von Francesca Romana Audretsch und Lotti Brockmann mit Arbeiten von: Black Power Naps (Fannie Sosa & Navild Acosta), Mustafa Emin Büyükcoşkun & Osman Özarslan, Hannah Cooke, Emil Frederking & Lisa Starmans, Stella Geppert, Inside Job (Ula Lucińska & Michał Knychaus), Jannis Neumann, Cristina Díaz Moreno & Efrén García Grinda, Unstable Bodies (Christian Freude, Christina Jauernik, Johann Lurf, Jonathan Moser, Fabian Puttinger, Rüdiger Suppin), Anna Watzinger
Bordering Plants
10.11.2023 – Mitte Februar 24, Eröffnung: 9.11.2023, 18–22 h
Eine Ausstellung kuratiert von Carmen Lael Hines, Adam Hudec und Roberto Majano
Exhibit Studio
Schillerplatz 3
1010 Wien
Das Exhibit Studio präsentiert im Jahr 2023 vier Ausstellungen, die von den Exhibit Studio Koordinator_innen Christian Azzouni und Olga Shapovalova kuratiert und organisiert werden. Bis 5.3. ist noch die Ausstellung I can (not) handle this zu sehen, am 21.3. eröffnet die Präsentation Artists as Subculture – Clubculture:
I can (not) handle this
20.1.–5.3.2023, Eröffnung: 19.1.2023
having a good time
22.3.–21.5.2023, Eröffnung: 21.3.2023, 18–22 h
Exhibit Eschenbachgasse
Eschenbachgasse 11
1010 Wien
Das Exhibit Eschenbachgasse versteht sich als Experimentierfeld eines erweiterten Lehr- und Forschungsbetriebs. Auch 2023 wird der Ausstellungsraum von Lehrenden und Forschenden der Akademie für ihre Projekte genutzt, u.a. die Diskussionsreihe Über Malerei oder die Fortsetzung der Ausstellungsreihe Muslim*Contemporary. Aktuelle Informationen entnehmen Sie bitte der Terminübersicht.
Parcours Abschlussarbeiten 2023
Von 20.6.–30.6.2023 werden in allen Exhibit Ausstellungsräumen Abschlussarbeiten präsentiert. Eröffnung, 20.6.2023, ab 16 h